Anthony Ryan: „Das Erwachen des Feuers“

Piraten- und Spionage-Fantasy

Anthony Ryan: Das Erwachen des Feuers. Draconis Memoria Buch 1 (Fantasy)

Drachenblut ist in Mandinorien das wertvollste Gut, da es übernatürliche Kräfte verleihen kann. Doch die Drachen werden seltener. So wird der Dieb Clay mit einer Gruppe auf die gefährliche Reise ins unerforschte Inland geschickt, um eine weitere Drachenart zu finden: den weissen Drachen. „Das Erwachen des Feuers“ ist eine Mischung aus Fantasy-, Spionage und Abenteuerroman.

 

In Mandinorien werden rote, grüne, blaue und schwarze Drachen gejagt, um an ihr Blut zu gelangen. Daraus werden in kompliziertem Verfahren Produkte hergestellt, mit denen Magie gewirkt werden kann. Das Blut jeder Drachenart verleiht unterschiedliche Fähigkeiten: Grün für den Körper, Rot für das Feuer, Schwarz für die Kraft und Blau für den Geist. Doch nicht jeder kann Drachenblut benutzen – nur die Blutgesegneten sind dazu im Stande. Blutgesegnete werden vom Syndikat registriert und für ihre Zwecke eingesetzt. Unregistrierte haben in aller Regel nicht die nötigen finanziellen Mittel, überhaupt an (genug) Produkte zu kommen.

Doch die Drachen werden seltener und das Blut der in Gefangenschaft gezüchteten Drachen ist schwach. Ein Krieg mit dem benachbarten Corvantinischen Kaiserreich scheint unausweichlich. Die Hoffnung des Syndikats beruht auf einer fünften Drachenart: dem weissen Drachen, einem Mythos.

Clay, ein unregistrierter Kleinkrimineller wird mit einer Gruppe Freier – also nicht dem Syndikat verpflichteter Leute – ausgeschickt, um den weissen Drachen zu finden. Gleichzeitig befindet sich die Blutgesegnete Lizanne, Agentin des Syndikats, auf heikler Mission in Morstal und Hilemore, denn der zweite Offizier auf einem Blutbrenner – einem Schiff, das mit Hilfe von Drachenblut fährt – gerät unter Piraten.

 

Weltentwurf

In Mandinorien ist Monarchie und Politik abgeschafft worden; maximales Gewinnstreben hat die Grenzen ersetzt. Das Drachenblut-Syndikat herrscht jedoch einer führenden Agenten-Oberschicht gleich über das Land, während träge Bürokratie das System lahmzulegen droht.

Mit bildgewaltigen Beschreibungen entsteht Ryans neu erschaffene Welt von konkurrierenden Handelsmächten in Mandinorien, von angrenzenden Ländern wie etwa dem Kaiserreich, von Schiffen mit technischen Finessen und von Drachen. Dennoch bleiben Städte wie Kerberhafen – und das sich darin befindende ‚Blinde Viertel‘ – wenig greifbar. Zu stark richten sich Ryans Beschreibungen auf das bildliche, vernachlässigen dabei das Erleben, das Fühlen, Riechen, Schmecken. Nicht zuletzt ist das wohl auf die Protagonisten zurückzuführen.

 

Sprache und Protagonisten

Die Hauptpersonen Clay, Lizanne und Hilemore, aus deren personalen Perspektive geschrieben wird, unterscheiden sich charakterlich grundlegend, haben verschiedene Herkunft und Hintergründe – Armutsviertel, Akademikerin, Militär. Dennoch unterscheiden sich weder Sprache noch Gedanken der drei Protagonisten wesentlich voneinander. Am argsten ist dies bei der Wahrnehmung der Welt um sich herum, welche wie ein Einheitsbrei dahinfliesst. Wären die Kapitel nicht mit dem jeweiligen Namen der Figur versehen, müsste sich der Leser oft lange fragen, wo und bei wem er sich gerade befindet.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich Lizanne mit Clay und mit ihrer Vorgesetzten mittels Blau-Trance über grosse Distanzen gedanklich verständigt. Dabei ist das Gedankenchaos (beim Leser) perfekt. Oft wird nicht mehr klar, wer was denkt oder sagt.

Trotz Schwächen ist Ryans „Das Erwachen des Feuers“ spannende Fantasy, die mehr von technischen „Wunderwerken“ wie Maschinengewehren, Dampfmaschinen und Schiffsantrieben lebt, als von den Drachen und der Magie.

 

Titel: Das Erwachen des Feuers. Draconis Memoria 1
Autor: Anthony Ryan
Übersetzerinnen: Birgit Maria Pfaffinger und Sara Riffel
Verlag: Hobbit Presse / Klett-Cotta
Seiten: 832
Richtpreis: CHF 36.90

 

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