ONRUSH

„RUSH, RUSH, hurry, hurry, lover, come to me!“

Das pfeilschnelle Motorrad? Das panzerähnliche Vehikel? Nur noch fünf Sekunden, um mich zu entscheiden, dann geht es zurück auf die Piste, wo blechernes Chaos, donnernder Geschwindigkeitsrausch und ein pumpender Soundtrack auf mich warten. Der Rennspiel-Amateur RUDOLF INDERST nimmt die Herausforderung gelassen und entspannt an!

Jetzt gehörst Du mir, Freundchen! JETZT GEHÖR…und dann stoppt ein 40-Tonnen-Kran mein Fahrzeug und verwandelt es in ein unkenntliches Blechetwas, das dem Alptraum eines Kubisten entsprungen sein könnten. Die Vorstellung, wie mein Fahrer Marco jetzt darin aussieht (Vermutung: fragmentiert!), ist so appetitlich wie ein Pfund Silberfische in die Nasenlöcher gestopft zu bekommen.

Mitunter dauert ein Spielschirmleben nur Sekunden in ONRUSH. Aber wenn man glaubt, dass Sekunden mitunter nicht DIE Entscheidung herbeiführen können, dann irrt man sich gewaltig. So gibt es zum Beispiel einen Rennmodus, in dem es darum geht, dem eigenen Team Zeit zu kaufen, indem man durch Tore auf der Rennstrecke donnert. Ein Wettlauf gegen die Sanduhr, wenn man so will – der Countdown tickt unerbittlich herunter. Gerade noch kannst Du das Ende um eine Sekunde hinauszögern, und noch eine, und no…und dann stoppt ein 40-Tonnen-Kran mein Fahrzeug und verwandelt es in ein unkenntliches Blechetwas…oh, Ihr kennt das schon?

Ein anderer Modus verlangt von meinen beschränkten Rennfahrerfähigkeiten ab, dass ich möglichst immer auf Vollgas stehen bleibe. Bestimmte Aktionen, wie das Ausschalten von Gegnern oder Kunststückchen in der Luft nach einem Rampenabsprung sorgen für Extra-Rennenergie, die ich freisetzen kann und welche dann additiv zum Vollgas für Punkte und Geschwindigkeit sorgt. Vielleicht erklärt es sich von selbst, dass das Unfallrisiko mit jedem Stundenkilometer maßgeblich ansteigt. Aber das wollen wir ja alle. Wir als Fahrer und vor allem…unsere Gegner. Denn die lauern nur auf unsere Fehler (oder helfen gerne dabei nach, welche zu machen).

ONRUSH knallt. Es gibt Strecken, die bei Nacht absolviert werden wollen. Nur die anderen Fahrzeuge und das eigene spärliche Scheinwerferlicht bzw. das Vorwissen, wie die Strecke tagsüber aussah, helfen jetzt bei der Orientierung, die in Sekundenbruchteilen einsetzen muss. Intensivfarbigste „Chemtrails“ meiner Mitfahrer zerschneiden plötzlich das Dunkel. Und gerade als ich denke, es gehe nicht epischer springen wir über eine Rampe in die finstere Nacht und ein Blitz erhellt für einen Augenblick die Szenerie… und dann stoppt ein 40-Tonnen-Kran mein Fahrzeug und verwandelt es in ein unkenntliches Blechetwas…again. Bevor jemand die Frage stellt: Ja, online ist die Konkurrenz nochmal ein ganz anderes Biest. In den besten Momenten werden adrenaliengetriebene Sekunden zu Mikro-Ewigkeiten des Triumphs: Die doppelte Fassrolle auf einem Konkurrenten zu landen und ihn so ins Abseits zu schießen? Läuft bei mir. Eine Gerade später sich um den entscheidenden Millimeter verschätzen, wenn man den Gegner in den Felsvorsprung drängen möchte, dieser aber seinen Turbo, pardon, RUSH! zündet und man selbst den seelenlosen Wüstenstein küsst. Läuft bei ihr.

Fazit

Nach knapp acht Stunden Spielzeit, die ich übrigens in Blöcken zu etwa 20 bis 30 Minuten absolviert habe (und dies auch ausdrücklich so empfehle), bin ich weit davon zu entfernt, den Titel als das Fast-MOBA zu spielen, welches es wohl sein kann, wenn man sich auf die taktischen Möglichkeiten einlässt. Ich spiele ONRUSH eher wie dieser 40-jährige Typ auf dem Basketballplatz, der einfach in Ruhe ein paar Körbe wirft und sich darüber freut, wenn er diesen einen Hakenwurf am Ende auch noch mitnimmt.

 

Veröffentlichungsdatum: bereits erschienen

Originaltitel: ONRUSH

Plattform: PS4/XBOX ONE/PC

Genre: Rennspiel

Entwickler: Codemasters

Veröffentlicht von: Koch Media

 

*DISCLAIMER

Rudolf Inderst arbeitet als Social-Media- und Community-Manager für Koch Media.

Rudolf Inderst

*1978 in München. Lebte in Kopenhagen und verliebte sich. Doppelt promoviert, übernimmt er Verantwortung als Ressortleiter für digitale Spiele hier bei nahaufnahmen.ch. Liebt Stanislaw Lem, Hörspiele und Podcasts. Spielt Videospiele seit etwa 40 Jahren. Lehrt als Professor für Game Design mit dem Schwerpunkt Game Studies / Spielanalyse / Game Business an der IU und krault sich gerne seinen Bart.

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