Ein Mann, eine Messe: gamescom 2018

Zehn Jahre Gaming in Köln

Von Highlights, Höhepunkten und dem ganzen Rest

Die gamescom 2018 ist Geschichte und ich bin mittlerweile überzeugt, dass es eine der besten der vergangenen Jahre war. Große wie kleine Entwickler zeigten ein riesengroßes Raster an Spielen und Ideen, in dem wirklich jeder etwas finden dürfte. SEBASTIAN GEIGER packt für nahaufnahmen.ch direkt aus Köln aus. 

Cybertron regiert!

Machen wir uns nichts vor, CD Project Red hat mit Cyberpunk 2077 die gamescom gerockt – und das schreibe ich nicht, weil ich ein so großer Fan der Witcher-Spiele bin. Was die Entwickler in ihrer einstündigen Demo gezeigt haben (die man übrigens mittlerweile auch im Internet sehen kann) ist stylish, sexy und voller lauter Action.

Klar, geskripteten Demos sollte man nicht trauen selbst, wenn sie live gespielt sind – aber schon bei The Witcher schafften es die Entwickler, mit diesen Demos sehr gut zu zeigen, wie das fertige Spiel aussehen wird. Ich freue mich auf jeden Fall riesig.

Unterschätze niemals die Kleinen!

Es zeigt wie gut mittlerweile auch die Indie-Entwickler geworden sind, wenn ein kleines Spiel wie Gris einem Spielemonster wie Cyberpunk 2077 fast den Rang abläuft. Gris ist ein 2D-Plattformspiel, das die Reise eine Frau durch die fünf Phasen der Trauer zeigt. Anspruchsvolles Material also, das zusammen mit dem minimalistischen Soundtrack und der hinreißenden Grafik ein echtes Gänsehaut-Erlebnis verspricht. Viele Reporter haben den Titel mit Journey verglichen, und das Spiel hat auf jeden Fall das Zeug dazu, ein genauso emotionales Erlebnis zu werden.

Mit der Fackel eine Überraschung entdeckt!

Torchlight kommt zurück! Als MMO… und mit Perfect World als Publisher…. Doch so schrecklich sich diese beiden Sachen jetzt für Fans der Originalspiele anhören möchten, ich kann beruhigen – zumindest den Teil, den man auf der gamescom anspielen konnte, war vor allem eines: Torchlight durch und durch, sprich RPG-Action im Diablo-Stil mit viel Selbstironie und Humor. Mehr noch: Die Entwickler lassen den anstehenden Alpha-Test sogar mit langjährigen Torchlight-Fans besetzen, um so herauszufinden, ob ihnen das neue Spiel passt. Bei so viel Fanservice sind die Erwartungen jetzt aber natürlich entsprechend hoch!


From China with love

China drängt auf den internationalen Gamingmarkt und man merkt es auch auf der gamescom. Nicht nur, dass Tencent den chinesischen eSport-Hit Arena of Valor international machen möchte, Yoozoo-Games kündigte auch ein offizielles Game-of-Thrones-Strategiespiel an – ohne allerdings auch nur ansatzweise irgendetwas davon zu zeigen. Da machten die Entwickler von Zodiac es schon besser. Ihr Cyberpunk-Adventure Tales from the neon Sea konnte man sogar anspielen.

Überall und auf allen Plattformen? Fast!

Vorbei die Zeiten, als PC-Zocker neidisch auf Konsolenspieler schauen mussten. Von Devil may Cry 5 bis zu Ori and the Will of the Wisps kommt fast jedes Spiel auch auf den PC. Nur Sony muss Marvel´s Spiderman exklusiv halten – typisch…und für die Switch: Wer bei den vielen PC-Ports schon ins Staunen kam, wird sich bei den Spielen für die Switch nur noch gewundert haben. Nintendos Konsole ist zum Modeport geworden. Besonders spannend waren dabei natürlich Spiele wie Gris die für PC und Switch und sonst gar nicht erscheinen werden.

Ist das noch Indie?

Es war eine Wonne, in diesem Jahr mit den kleinen Herstellern zu sprechen. Die haben mittlerweile keine Angst mehr vor den großen Publishern und wissen, dass man kein Multimillionenbudget für ein tolles Spiel braucht. Mehr noch, Entwickler wie Square Enix und Bandai Namco haben die kleineren Studios für sich entdeckt und veröffentlichen neben ihrem großen Raster auch kleinere
Spieleideen und Experimente. Ausprobiertipps, wenn sie denn mal draußen sind: Irony Curtain, Othercide, Breach und 11-11: Memories retold.

Wermutstropfen

Bei so viel Positivem muss ich aber noch kurz auf zwei Sachen zu sprechen kommen, die nicht so gut geklappt haben. Zum einen: Es ist schön, dass die gamescom auch in diesem Jahr einen Besucherrekord hingelegt hat, nur sollte sich die Messeleitung langsam überlegen, wie groß sie noch expandieren möchte. Wenn Durchgänge mittlerweile schon unter der Woche geschlossen werden, um die Besuchermassen im Zaum zu halten stellt sich die Frage, wann es einfach zu viel wird. Und liebe Bundeswehr, wenn ihr schon auf der gamescom Werbung machen wollt (müsst ihr das denn überhaupt? Gibt es nicht bessere Orte für Werbung?), überlegt euch nächstes Jahr doch eine Strategie, die weniger auf Klischees geht. Ja? Danke.

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