Drei Fragen an „Keinen Pixel den Faschisten“

Dass die Spieleszene immer wieder von sich Reden macht im Zusammenhang mit reaktionären oder sogar neovölkischen Erscheinungen ist (leider) keine Neuigkeit. Dabei begegnet den Spielenden fragwürdiges bis verbrecherisches Gedankengut der Marke „rechts außen“ in vielen unterschiedlichen Kontexten – angefangen bei fragwürdigen Design-Entscheidungen bis hin zu extrem-toxischen Communities.

Doch Spielende nehmen dies nicht einfach hin – immer wieder formiert sich Widerstand. RUDOLF INDERST hat sich mit KEINEN PIXEL DEN FASCHISTEN zusammengesetzt, um herauszufinden, wie ein solches ludo-politisches Agieren in diesem Umfeld aussehen kann.

Keinen Pixel den Faschisten also – okay, fangen wir einmal von vorne an: Von welchen Faschisten sprechen wir eigentlich hier?

Zum Beispiel solche, die sich hinter “Witzen” in oder aus Spielen verstecken, um ein rechtes Weltbild zu legitimieren, etwa wenn mit dem Crusader Kings-Meme “Deus Vult” rechtes Dogwhistling betrieben wird. Oder solche, die Spieleforen und -verkaufsplattformen als Bühne für ihren rechtsradikalen Geschichtsrevisionismus, ihre Heldenglorifizierung von Kriegsverbrecher*innen zu nutzen. Solche, die auf Steam mit Hakenkreuzen und Adolf-Hitler-Initialen die Diskussionen unsicher machen und beeinflussen wollen (der letzte Link passt auch hier sehr gut). Solche, die sich gezielt schlecht moderierte Kommentarbereiche suchen, um dort gegen Minderheiten zu hetzen

Jetzt, da wir gewissermaßen die KontrahentInnen ins Augen gefasst haben, ist es natürlich wichtig, herauszufinden, wer genau hinter Keinen Pixel den Faschisten steht?

“‘Keinen Pixel den Faschisten’ ist eine Initiative von Webseiten, Medienschaffenden, Forschungskollektiven und Entwicklerstudios aus der Computerspielekultur, die sich durch antifaschistische Arbeit für ein inklusives Klima in ihren Communitys stark machen wollen.”, um hier einmal unsere Pressemitteilung zu zitieren. Wir arbeiten ehrenamtlich und organisieren uns basisdemokratisch, alle Mitglieder haben also dasselbe Stimmrecht, und jedes davon kann uns repräsentieren, in Interviews, Artikeln und so weiter. Deswegen sind auch neue Mitglieder gerne willkommen, die sich aktiv für mehr Vielfalt innerhalb der Videospielkultur einsetzen wollen. Und wer mit dabei ist? Nun ja, in dem Moment, in dem wir das hier hinschreiben, ist die Liste vermutlich schon nicht mehr aktuell. Unsere Unterzeichnenden finden sich aber jederzeit aktuell auf unserer Webseite.

Wie waren die Reaktionen bisher auf Eure Unternehmung und wohin soll es in Zukunft gehen?

Bisher haben wir von verschiedenen Seiten viel Zuspruch für unsere Initiative erfahren. Auch aus Bereichen, die sich primär gar nicht mit Videospielen befassen! Viele unterstützen uns, weil sie die oben beschriebenen Probleme auf unterschiedlichen Ebenen bereits wahrgenommen haben.  Auch Beitrittsanfragen bekommen wir immer häufiger. Das freut uns sehr, da wir langfristig versuchen wollen, ein breites Netzwerk zu schaffen, das sich aktiv für mehr Vielfalt und Toleranz innerhalb der Videospielwelt einsetzt. Mit aktiv ist dabei gemeint, dass wir nicht nur ein Statement setzen, sondern auch Lösungshilfen und Empfehlungen geben wollen, wie man am besten mit rechten Hetzer*innen umgeht. Wir wollen Videospiel-Communitys und die Videospiel-Branche fest im gesellschaftlichen Antifaschismus-Diskurs verankern und getreu unserem Motto dafür sorgen, dass es dort “Keinen Pixel für Faschisten” gibt – keinen Fußbreit Platz für Hass und menschenfeindliche Strömungen.

Vielen Dank für das Gespräch!

KEINEN PIXEL DEN FASCHISTEN auf Twitter: @KeinenPixel_de





Rudolf Inderst

*1978 in München. Lebte in Kopenhagen und verliebte sich. Doppelt promoviert, übernimmt er Verantwortung als Ressortleiter für digitale Spiele hier bei nahaufnahmen.ch. Liebt Stanislaw Lem, Hörspiele und Podcasts. Spielt Videospiele seit etwa 40 Jahren. Lehrt als Professor für Game Design mit dem Schwerpunkt Game Studies / Spielanalyse / Game Business an der IU und krault sich gerne seinen Bart.

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