Shoot! Shoot! Bang, Bang!

Wir schießen, also sind wir – unsere Genre Top-3

Bereits 2009 leiteten Matthias Bopp, Serjoscha Wiemer und Rolf F. Nohr ihren Band Shooter. Eine Einleitung mit der Feststellung ein, dass es auf die Frage, was ein Shooter sei, noch keine „allgemein gültige Antwort” vorliege: „Handelt es sich um ein mediales Genre, vergleichbar anderen Genres, die man in der Literatur oder im Film unterscheidet? Oder beschreibt der Ausdruck Shooter […] ein […] Spielprinzip, das auf die Handlungen der Spielenden verweist?” Für diesen Artikel jedenfalls lehnen wir uns an Robert Zubeks deskriptive Definition an und wagen die These: We „take a descriptive approach: that [shooters] are what people who play [shooters], who talk about [shooters], who make [shooters] and who enjoy [shooters] say they are.”

Hier sind unsere Top-3 der First- und Third-Person-Shooter.

🔫. NORMAN VOLKMANN

#1 Half-Life 2 (2004)

Es ist wahnsinnig langweilig und auch wenn der tatsächliche Einfluss des Titels auf alle späteren Spiele eventuell überinterpretiert wird: Half-Life 2 war der erste Shooter, der mich beeinflusste. Mitte der Nullerjahre spielte ich im Grunde kaum noch Videospiele und auch Half-Life 2 fand seinen Weg erst drei Jahre später auf meine Festplatte und war ein Grund dafür, warum mich das Medium wieder zu fassen bekam. 

Das lag zum einem am Waffengefühl: Wenn ich in City 17 Kopfschüsse verteilte, hatte das eine Wucht, die ich zuvor nicht kannte. Zum anderen waren es die Fahrzeugabschnitte, die eine Shooterpremiere (für mich) waren und die Gravity Gun, mit der auch gegnerische Truppen letztlich herumgewirbelt werden können, beeindruckte mich. Lange Zeit hoffte ich sehr auf einen dritten Teil der Serie, inzwischen bin ich da komplett gleichgültig. Meine Erinnerungen an den zweiten Teil, den ich über lange Zeit mindestens einmal jährlich durchspielte, sind weiterhin so positiv, dass eine Fortsetzung hier nichts mehr vorantreiben würde. 

#2 Call of Duty: Black Ops 4 (2018)

Über 230 Stunden stehen in meinem Xbox-Profil auf der Uhr. Irgendwas muss Black Ops 4 also richtig gemacht haben – immerhin war ich nie ein besonders großer Fan der Serie. Als bislang erster und einziger Titel der Call-of-Duty-Reihe verzichtet CODBLOPS4 (ein Akronym für die Ewigkeit!) auf eine Einzelspieler-Kampagne und somit auf den langweiligsten und vorhersehbarsten Teil der Spielereihe. Auch der Zombie- und der Battle-Royale-Modus Blackout haben mich kaum gereizt. Der klassische Multiplayer hingegen hielt mich lange Zeit im Griff. 

Ich liebte die kleinen bis mittelgroßen Karten und schoss mich vorrangig durch Team Deathmatch, Kill Confirmed und Domination. Besonders das Remake der Nuketown-Map stand bei mir immer oben auf der Lobby-Liste. Die freischaltbaren Waffenskins, Operator-Outfits oder Spezialwaffen hielten mich ebenfalls lange bei der Stange. CODBLOPS4 schaffte es, einen Flow zu etablieren aus stetigen Erfolgsmeldungen, XP-Fortschritten und Freischaltungen, der mich kaum losließ. 

Black Ops 4 mag nichts revolutioniert haben, es mag selbst innerhalb der Reihe nur einer von zahlreichen Titeln sein, doch für mich war es der Shooter, den ich als Multiplayer-Muffel einfach nicht mehr weglegen konnte. 

#3 DOOM Eternal (2020)

Alles, was zu DOOM Eternal gesagt werden muss, steht im Grunde bereits im Text, den Kollege Stefan von der Krone und ich nach Release schrieben. Es blitzt und quietscht und knallt und rummst in jedem Gefecht, so dass Spieler*innen geistig eigentlich kurz vor dem Kollaps stehen sollte, doch der Flow, den der Titel dabei hinbekommt, ist selten. Doom Eternal ist voll mit Mechaniken, deren Erlernen nicht für jeden schnell von der Hand gehen – das wohlige Gefühl, wenn man erst einmal alles gemeistert hat und Horden an Dämonen wegbläst, bleibt länger als bei so manchem Konkurrenzprodukt. 

Geheimtipp: The Darkness (2007)

Dämonenkräfte! Wie sehr ich The Darkness in den späten Nullerjahre liebte. Das Entwicklerstudio Starbreeze brachte 2007 das Spiel zum Comic raus und hauchte Jackie Estacado digitales Leben ein. Neben herkömmlichen Waffen konnten Spieler*innen die titelgebende, dunkle Superkraft nutzen, die wunderbar schaurig von Faith-No-More-Sänger Mike Patton vertont wurde. Zwei Dämonententakel zerrissen Gegner und fraßen deren Herzen, um bei Kräften zu bleiben. Mit Kobold-ähnlichen Darklings gab es eine weitere Möglichkeit, das Leben von Feinden frühzeitig zu beenden. Und wem das alles zu viel Aufregung ist, der schaut sich einfach To Kill A Mockingbird in voller Länge an. Funktioniert wirklich.

🔫. STEFAN VON DER KRONE

#1 Titanfall 2 (2016)

Ja, Half Life 2 ist ein Meilenstein der seinesgleichen sucht. Aber man muss auch anderen Spielen die verdiente Bühne geben und für mich ist Titanfall 2 ein solches. Über den Multiplayer kann ich nichts sagen, über die Kampagne umso mehr. Von Infinity Wards Alumni stammt hier kein klassisches Call Of Duty, sondern eine Hommage an Half Life 2 und Co. Die Kombination aus Titan-Buddy, Wallruns und wirklich tollem Leveldesign (https://youtu.be/-Bx5t0baXhc?t=339) ergeben für mich einen der besten Shooter der letzten zehn Jahre.

#2 DOOM Eternal (2020)

DOOM Eternal, und eigentlich auch der Vorgänger DOOM (2016), sind keine Shooter als solche, schon gar keine “modernen” Shooter im Sinne von Halo oder Call of Duty. DOOM Eternal ist eigentlich God Of War im Shooter-Gewand: brutal und kompromisslos. DOOM Eternal ist auch Devil May Cry und Bayonetta: jedes Level ist ein Puzzle aus Gegnern, die auf optimaler Art und Weise dahin gemetzelt werden wollen, inklusive Bonus-Stages. DOOM Eternal ist auch taktisch, schnell und vertikal. Das Leveldesign erinnert an Quake und Unreal Tournament, Schnelligkeit und Entschlossenheit führen hier zum Erfolg. Ergänzt wird das ganze durch einen brutalen Schwierigkeitsgrad und einer nicht ernstzunehmenden Story.

#3 Crysis (2007)

“Can it run Crysis?” Wer kennt diesen Spruch nicht. Auch meine Kiste rauchte damals und dank Remasters raucht sie auch heute noch, wenn “achieved by Cry-Engine” aus den Lautsprechern klingt. Und Crysis ist dabei sogar sehr gut gealtert, das Gameplay wirkt nicht betagt. Das sagt wohl mehr über heutige Shooter aus als über Crysis. Die spielerischen Freiheiten in den abgegrenzten Sandkästen auf der Insel Lingshan sind dabei gehaltvoller als jedes Far Cry danach. Übrigens Hot-Take: Crysis 2 ist immer noch mein geheimer Liebling.

Geheimtipp: Amid Evil (2018)

Ich habe jüngst ein neues Genre kennengelernt: Boomer-Shooter. Ego-Shooter im Retro-Design. Davon gibt es so einige, die unterschiedliche Klassiker zum Vorbild nehmen. Das an Hexen und Heretic angelehnte Amid Evil packte mich mit einer dichten Atmosphäre, einem großartigen Soundtrack, abwechslungsreiches Leveldesign und einer herrlich verpixelten Optik. Unbedingt reinschauen!

🔫. CHRISTIAN KANDLIN

#1 Call of Duty: Modern Warfare 2 (2009)

Was habe ich zu Schulzeiten nicht Stunden um Stunden in den Arenen von Modern Warfare 2 verbracht: die ikonischen Karten, die beim Ladebildschirm bereits ein Jubeln oder eher Buhrufe auslösten; das ständige Wachsamsein, da der nächste Treffer die eigene Kill-Streak auf dem Weg zum nuklearen Spielende vorantreiben könnte; die Auswahl an Waffen und Ausrüstungen, die die Gefechte immer mit einem „Noob [hier Waffenname einfügen]“ im Chat abrunden ließen. Einfach fantastisch!

Oder zumindest ist es das in meiner Erinnerung. In wenig anderen Spielen habe ich mich derart verbissen auf ein bestimmtes Können hochgearbeitet, sodass ich die Karten selbst heute noch blind ablaufen könnte. Und das war nur der Multiplayer. Gemeinsam mit dem berühmt-berüchtigten Call of Duty’schen Singleplayer sowie dem nicht uninteressanten Koop – Modus ergab sich damals ein Gesamtpaket, wie ich es vorher noch nicht kannte. Das Beste: Ich konnte es mit meinen Freunden spielen.

Call of Duty: Modern Warfare 2 ist diese schöne Erinnerung an meine Schulzeit, in der es immer Sommer war, die Runden immer gut liefen und unser Voice-Chat-Server nur Gelächter und Unsinn kannte. Und dafür allein ist es meine Nummer 1.

#2 Metro 2033 (2010)

Die Metro-Reihe, allen voran jedoch Teil 1, überzeugt unangefochten (behaupte ich einfach mal!) mit dem Stimmungsbild, der Atmosphäre. Zu überlegen, ob man seine Munition verballert oder doch lieber einem Kind spendet, damit dieses sich davon Lebensmittel kaufen kann, unterstreicht dabei die Tatsache, dass Konfrontation oftmals nicht die einzige Lösung ist. Im Gegenteil: es lässt mich ein guter Mensch sein, und belohnt mich dafür sogar hin und wieder. Ja, man könnte jetzt diskutieren, ob das nicht antithetisch zur hier aufgestellten Ursprungsfrage stünde. Ich sage: ein Shooter ist nochmal ein wenig besser, wenn ich auch mal nicht schießen darf.

#3 Apex Legends (2019)

Apex Legends kombiniert „klassisches“ Battle-Royal mit umfangreichen Optionen und Teamspiel. Verschiedene spielbare Figuren, modifizierbare Waffen und das beliebte Ping-System machen das Spiel zu einem schönen kooperativen Shooter, der zwischen kurzweiligem Zeitvertreib und spannungsgeladenen Taktikgefechten schwingt. Die Events, die das Spielgeschehen regelmäßig aufmischen, runden das ganze hervorragend ab, sodass man hier endlose Stunden ohne Reu investieren kann.

Geheimtipp: Lemnis Gate (2021)

Kein schlechter Shooter, und erst recht kein bekannter, ist Lemnis Gate doch vor allem eins: innovativ. Die oberflächlich betrachtet langweiligen und bekannten Spielmodi Deathmatch oder Capture the Flag werden um eine neue Dimension bereichert, was aus den simplen 1v1 oder 2v2 Runden ein verzwicktes 4D-Schach entstehen lässt. In knappen 30-sekündigen Zeitschleifen bekämpfen wir die ehemaligen Loops der GegnerInnen und lassen dabei selbst Loops entstehen, auf die wiederum die anderen reagieren dürfen. Köpfchen und Fingerfertigkeit müssen kombiniert werden, um am Ende siegreich hervorzugehen. Und auch wenn es ein wenig an sonstigem Content mangelt: Anspielen lohnt sich!

🔫. DANIEL APPEL

#1 S.T.A.L.K.E.R. – Shadow of Chernobyl (2007)

Ich gebe es zu: Ich bin nicht der größte Shooter-Fan. Und sind wir gemeinsam ehrlich: S.T.A.L.K.E.R. ist auch kein klassischer Shooter. Es hat eine Story, es hat ein Inventar, es hat eine spannende Welt, es hat dichte Atmosphäre, ein (für die damalige Zeit) innovatives Setting und es nimmt mir die Allmachtsgefühle, die Shooter mir bis dato meistens angeboten haben. Kurz: Es hat mit vielen Shootergewohnheiten und -erwartungen gebrochen, die ich mit Anfang 20 hatte. Deswegen habe ich es nach dem Anspielen auch zunächst ein halbes Jahr auf der Festplatte links liegen gelassen. Tatsächlich brachte mich dann der gleichnamige Tarkowski-Film zurück zum Spiel – und zack: Auf einmal hat es gezündet. Vielleicht auch, weil die Abstürze und Bugs durch den einen oder anderen Patch weniger geworden waren. Absolut gespannt schlich ich nächtelang durch baufällige Gebäude, holte mir mehrere Herzinfarkte durch heranspringende Snorks ab, erforschte die Funktionsweise der verschiedenen Anomalien in der Zone und lauschte anderen Stalkern beim Gitarrespielen. Durchspielen war dabei nachrangig, zum ersten Mal hatte ich Freude daran, mich in der Welt eines Shooters aufzuhalten. Das ist bis heute die Ausnahme geblieben. #DankeStalker

#2 Vanquish (2010)

Shinji Mikami, Platinum Games, Sega, Cyberanzug, Bullet-Time. Fragen? Keine? Spielen! #DankeVanquish

#3 Halo: Combat Evolved (2002)

Ich erinnere mich dunkel: Es gab eine Solo-Kampagne. Noch dunkler erinnere ich mich daran, als wie langweilig ich selbige empfunden habe. Aber: Die erste Xbox war in meinem Freundeskreis verbreitet. Und so schleppten wir als Oberstufenschüler jahrelang große Röhrenfernseher in den Freizeitkeller, verkabelten vier Konsolen und versammelten ein Dutzend Spieler für lange Nächte mit Pizza, Koffein und Blood Gulch. Unfassbar gutes Balancing, dramatische Flaggenkämpfe, emotionale Shootouts und beste Lesbarkeit im Splitscreen fesselte uns für hunderte Stunden an den Bildschirm. Selten hatte ich mehr Freude an einem Multiplayer-Shooter – vielleicht sogar nie. Dafür ein klares #DankeHalo.

Geheimtipp: Duke Nukem Forever (2011)

Ok, ok, die Entwicklung ein running gag, technisch auch für seine Zeit eher unterdurchschnittlich, spielerisch Hausmannskost – und der Protagonist? Manch einer würde sagen: Aus der Zeit gefallen, sexistisch, platt, ein Abziehbild. Aber hey: Von innen betrachtet ist da mehr. Derber Humor mit feinen selbstkritischen Noten, purer Eskapismus, geradliniges Gameplay, zugängliche Mechaniken, treibender Soundtrack, Muskeln, Testosteron. In Zeiten wo es niemand mehr unter prozedural generierten Rogue-Lite-Dungeons mit Open World, verletztlich-vielschichtigen Charakteren, Loot-Box-Metaprogressionen und Crafting-Systemen macht (natürlich als reine Onlineerfahrung in einer persistenten Shared-World); in diesen Zeiten ist der Duke Balsam für meine Seele. Gegner? Fiese Aliens. Story? Egal. Welt? Unglaubwürdig, weil für spaßige Runs gebaut. Waffen? Lassen Aliens explodieren. Ja, es gibt nackte Frauen (natürlich gepixelt). Ja, es gibt stumpfe Macho-Sprüche. Allerdings wird das transportierte Männlichkeitsbild immer wieder konterkariert und das Spiel schafft den Spagat zwischen triefender Selbstironie und knallharter „Immer-auf-die-Nüsse“-Mentalität. Und unter allen amüsanten Plattheiten und Shootouts gelingt Duke Nukem Forever insbesondere eines: Ein Spiel zu sein, das seine Herkunft aus der Ursuppe der Computerspiele nicht verleugnet. Das nicht mehr sein will als ein simpler, flotter, eskapistischer Shooter. Ganz wie früher – während er darüber lacht, wie es früher war. Oder um es mit dem Duke zu sagen: „It’s time to kick ass an chew bubblegum. An I’m all out of gum!“

🔫. PETER KLEMENT

#1 S.T.A.L.K.E.R – Anomaly (2019)

Klick your combat boots together and say “There is no place like Prypjat”. Es gibt Shooter, die fühlen sich ein bisschen nach Zuhause an. Einem Ort, an dem man jeden Stein und Mutanten beim Vornamen kennt und wo es aus dem Gebüsch “Cheeki Breeki” schallt, bevor der Wegelagerer noch eine Garbe aus der AK-47 hinterher schickt. Die S.T.A.L.K.E.R.-Reihe bietet eine lebendige, offene Welt, in der man als Protagonist eher mit russischer Plattenbaufreundlichkeit toleriert denn hofiert wird, ohne dabei gleich mit soulsliker Herzlichkeit in die nächste Wand gematscht zu werden. Jeder Besuch ist anders in dieser gewaltigen liebevoll gestalteten Welt, in der man sich in letzter Minute vor einem tödlichen Psy-Sturm in ein Gebäude rettet, anderen Stalkern an einem Lagerfeuer begegnet, sich millimeterweise durch tödliche Anomalien schiebt, um Artefakte zu ergattern oder auch gern mal ein ganzes Magazin in einen überraschend angreifenden Mutanten jagt.

#2 DOOM (2016)

Vor DOOM 2016 war die Standard-Shooter-Kost in einer braunen Umgebung, mit einer braunen Waffe, in brauner Tarnkleidung, gelegentlich hinter der braunen Deckung aufzustehen und auf braungekleidete Ziele zu feuern. Mit DOOM kamen die die drei Kardinaltugenden von Quake 3 und Unreal Tournament 2003 wieder zurück aus der dem digitalen Grabbeltisch: Strafing, Sprünge, Raketenwerfer. Wer hier hinter Ecken kauert, verliert und das ist gut so. Denn ganz ehrlich: Wer noch keinen Rocket Jump gemacht oder mit dem guten alten Quad-Damage und einer Schrotflinte die Fetzen hat fliege lassen, der hat nicht gelebt. Bewegung im dreidimensionalen Raum sollte einfach mehr zelebriert werden.  

#3 Supershot (2016)

Apropos Bewegung. Der Nachteil von DOOM ist, dass das ganze in Echtzeit abläuft und geriatrischen Gamer ab 30 durchaus vor Herausforderungen stellt, denen nur mit dem Einsatz von leistungssteigernden Mitteln beizukommen ist. Supershot löst dieses Problem mit einem wunderschönen Kniff: Die Zeit bewegt sich extrem langsam, wenn sich die Spielfigur nicht bewegt und wird schneller, je höher die Fortbewegungsgeschwindigkeit des Protagonisten ist. Eine schönere Einladung auf die Gun-Fu-Matte hat es lange Zeit nicht gegeben. Ein weiterer Vorteil von Supershot ist, dass es sehr respektvoll mit der Zeit der Spielenden umgeht: Keine Unlocks, keine Fortschrittsbalken, keine Fetch-Quests, keine Bullshot-Achievements der Kategorie “Erziele 100 Kopfschüsse”. Nach drei bis vier Stunden ist es absolviert und das ist auch gut so.

Geheimtipp: Hell Let loose (2021)

Wer schon immer wissen wollte, wie verwirrend, intransparent und frustrierend Infanteriegefechte sind, der kann in Hell let loose die Erfahrung seines Lebens machen und digitalen Sterbens machen. Nur wer die infanteristischen Tugenden Silhouettenminimierung, diszipliniertes Feuergefecht und Situationsbewusstsein beherrscht, wird an diesem mit nur minimalen spielerischen Zugeständnissen versehenen Shooter seine oder ihre Freude, aber auch Freunde finden. Die Community ist klein aber hilfsbereit und muss es auch sein, denn Möglichkeiten als Einzelkämpfer zu bestehen gibt es wenige bis keine: Beim Einstieg in einen Server muss ein Trupp gewählt werden, in dem es Sanitäter, Versorger, Pioniere, verschiedene Waffenspezialisten und den Truppführer gibt. Ohne eine gute Kommunikation und Rollenverteilung innerhalb dieser Gruppe ist die Runde schnell verloren. In Hell Let loose reicht eine Kugel, um Spieler*innen in die nächste Respawn-Welle zu spülen. Wo in anderen Spielen ein Maschinengewehr nur ein Sturmgewehr mit mehr Kugeln ist, ist es Hell Let Loose ein strategisches Werkzeug, das einen ganzen Trupp in zwei Sekunden aus dem Spiel nehmen kann. Um das ganze mit einem klassischen Infanteriezitat abzubinden: We always say that there’s a bullet with your name on it but the worst bullet is the one that’s got on it ‘For whom it may concern.‘ Hell Let loose ist das Spiel, in dem man diesem Sinnspruch begegnen können.

 

🔫. RUDOLF INDERST

#1 Gears of War 2 (2008)

Eine lokale Koop-Kampagne mit reichlich chooman drama und die Einführung des Horde-Modus im Mehrspieler machen es mir einfach, diesen Microsoft-Exklusiv-Titel auf meine Nummer 1 zu setzen. #lancerisjustice 

#2 Halo: Combat Evolved (2002) 

Der beste Grund, sich eine Xbox anzuschaffen? Mit ziemlicher Sicherheit. Der Beginn einer der größten Space-Romanzen? Check! Eine Koop-Kampagne, die zupackte wie Seargant Johnson? Check! Fehlgeleitete PlayStation-Jünger nach einem „Halo-Killer” flehen lassen? Unbezahlbar! Wenn die Kampagne irgendwann für Infinite kommt, wird das auch der Tag sein, an dem ich meine Xbox Series X vor-/nach-/irgendwiebestelle.   

#3 Call of Duty 4: Modern Warfare (2007)

Nach der endgültigen Trailer-Bay-isierung durch diesen Titel lagen die Erwartungen sehr hoch und…wurden alle erfüllt: Von Set Piece zu Set Piece…von Kriegsverbrechen zu Kriegsverbrechen und zum ersten Mal verbrachte ich hunderte von Stunden in einer Entität namens Team Deathmatch. 

Geheimtipp: Kane & Lynch 2: Dog Days (2010) 

Wenn Carpenters The Thing angeblich seiner Zeit voraus war, erleben wir die Lobpreisung dieses Shooters pünktlich zur Abschaffung des Verbrennermotors. Wer das nicht glaubt, hört sich bitte sofort den Soundtrack und seine Aufmachung an. Nein, hier darf nur EIN Geheimtipp stehen und überhaupt…SO GUT war dann Earth Defense Force 2025 auch nicht. *zwinkerzwonker





Rudolf Inderst

*1978 in München. Lebte in Kopenhagen und verliebte sich. Doppelt promoviert, übernimmt er Verantwortung als Ressortleiter für digitale Spiele hier bei nahaufnahmen.ch. Liebt Stanislaw Lem, Hörspiele und Podcasts. Spielt Videospiele seit etwa 40 Jahren. Lehrt als Professor für Game Design mit dem Schwerpunkt Game Studies / Spielanalyse / Game Business an der IU und krault sich gerne seinen Bart.

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