Dead Island – Riptide (Techland / Koch Media GmbH)

Von Toten im Urlaubspara“f“ies

Dead Island – Riptide (Techland / Koch Media GmbH)

Wie kommt der Mann da hoch?

Medienkenner wissen: Untote und tropische Inseln haben ein intimes Verhältnis. Dead Island – Riptide legt dafür erneut Zeugnis ab. Erneut wagt man sich als Spieler kooperativ auf ein Eiland, um dort zu überleben und Punkte auf seine Charaktere zu verteilen. Rudolf Inderst packt die Sunlotion ein und folgt dem sinisteren Schmatzen.

Beach baby, Beach Baby give me your hand“ sangen einst die haarigen Barden von First Class. Dass man dieser Aufforderung nicht einfach Folge leisten soll, beweisen die vielen Dokumentationen über die Angriffe der Untoten. Ganz besonders Inseln haben es den Z-Wesen angetan. Entkamen 1985 die Überlebenden aus Day oft he Dead noch auf eine eben solche, wurde 2004 die Lage für den Cast aus Dawn of the Dead schon äußerst brenzlig in den letzten Szenen nach dem Abspann. Endgültig verloren diese Sonnen-Orte ihren Urlaubs-Reiz mit Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies (1979). Nur in letzter Sekunde gelingt den zwei Warmblütern, die mit Untoten bevölkerte Insel zu verlassen. Und wohin soll es gehen? Zurück nach New York – tja, so schließt sich der Kreis also.

Marketing mit Nekrose-Geschmack

Nachdem das Vorgänger-Spiel Dead Island (2011) mit einem der interessantesten Trailer der jüngeren Videospiel-Geschichts punktete, legte man diesmal routiniert nach: Der „When-all-hope-is-lost“-Clip bedient die emotionale Klaviatur sehr bedrückend-geschickt.

Poolparties - you gotta luv 'em!

Doch dann legte man in Sachen Feingefühl noch einmal kräftig nach und inszenierte die Büste eines blutigen, verstümmelten Frauentorsos als Marketingtool fleischigster Güte – hier kam zusammen, was vermeintlich zusammengehörte: Gore & Girls. Ach so, und einen fiktiven Rapper-Auftritt samt Videoclip gab es auch noch.

Alles surreal, außer Mutti

„Nach der furchtbaren Tortur im vermeintlichen Urlaubsparadies Banoi hofft die Gruppe Überlebender um Sam B., Xian Mei, Logan Carter und Purna endlich eine sichere Zuflucht vor diesem schrecklichen Albtraum gefunden zu haben. Doch sie irren sich! Schon kurz nachdem das kampferprobte Team mit seinem Hubschrauber auf einem Militärschiff landet, geht der Horror weiter. Die Ereignisse überschlagen sich, als der Virus mitten in einem tropischen Sturm erneut ausbricht und eine Ereigniskette lostritt, an deren Ende unsere Helden schiffbrüchig auf der Insel Palanai stranden. Der Monsun hat das einst so schöne Banoi-Archipel schwer getroffen und sintflutartige Regenfälle haben große Teile der Inseln verwüstet. Die Stadt Henderson und Dschungelgebiete auf der Insel Palanai wurden überflutet und sind nur noch mit Booten erreichbar (…).“ So weit, so Pressemitteilung. Als Neuerungen im Vergleich zur alten Zombiehatz gibt der Hersteller in Dead Island – Riptide dynamische Wetterverhältnisse, einen neuen spielbaren Charakter namens John Morgan, eine individuelle Waffenspezialisierung und „Stützpunktverteidigungsmissionen“ (vulgo: „Horde-Mode“) an.

Zusammenbleiben, bis dass der Tod uns scheidet?

Das hat man sich leider auf Entwicklerseite bei den eher mauen Eigenschaften des Spieles gedacht. Leider tauchen viele der Kritikpunkte, die man schon Teil 1 attestierte erneut im Sequel auf. Zum Glück sind die meisten davon zu vernachlässigen, wenn man nicht alleine spielt, sondern auch vernünftige, menschliche Koop-Partner zurückgreifen kann. Denn vor der KI kann man nur warnen. Sie hat ihren eigenen lethargischen Kopf und agiert mental so agil wie die untoten Klon-Horden (offensichtlich stammen alle vom selben Elternpaar). Auch verraten die sehr schönen Stil Shots des Spiels nicht die vielen technischen Unsauberkeiten in Dead Island – Riptide. Den sehr harschen 3/10 der Edge möchte man sich aber dennoch nicht anschließen.


Veröffentlichungsdatum: Bereits erschienen.

Originaltitel: Dead Island – Riptide
Plattformen: Xbox 360 / PlayStation 3 / Windows PC
Genre: Action RPG
Entwickler: Techland
Veröffentlicht von: Koch Media GmbH

Rudolf Inderst

*1978 in München. Lebte in (und ♥️) Kopenhagen. Er leitet mit Norman Volkmann das Ressort "Digitale Spiele" hier bei Nahaufnahmen. Liebt Genrefilmkost, Hörspiele und Podcasts. Spielt Videospiele seit etwa 40 Jahren. Lehrt als Professor für Game Design an der IU Internationale Hochschule. Einmal pro Woche bringt er den Newsletter DiGRA D-A-CH Game Studies Watchlist heraus.

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