Bruno Latours Kollektive

„Die Menschen sind nicht mehr unter sich“ schreibt der Soziologe und Wissenschaftsforscher Bruno Latour in seinem Buch „Die Hoffnung der Pandora“. Im Kern dieses Satzes liegt eine Provokation Latours, die sich gegen die modernen Handlungstheorien richtet. Diese gehen davon aus, dass Handlungen als motivierte und intentionale Aktionen in all ihren Ausprägungen letztlich nur dem Menschen zugeschrieben werden können, mit Hilfe derer dieser seine Interessen und Motive im Kontext eines intersubjektiven Netzes auszuhandeln vermag. Doch Latour begreift darüber hinaus die Dinge in ihrer eigenen Dinghaftigkeit in einem Zusammenhang, welcher nicht mehr in einfachen Subjekt-Objekt-Relationen aufgeht. Die konkrete Beziehung zwischen Subjekt und Objekt wird in diesem Fall – unabhängig von den ihnen kulturell festgelegten Funktionen – durch eine den Dingen eigene Präsenz und ihre nicht restlos gefügige Materialität mit-strukturiert. Und so kann ihnen eine spezifische Agency oder Handlungsmacht im Gefüge einer Gesellschaft zugesprochen werden.
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