„Looking for Eric“ von Ken Loach

Von eingebildeter Fremdhilfe

„Looking for Eric“ von Ken Loach

Looking for Eric 1

Ein englischer Postbote mittleren Alters steht vor dem Scherbenhaufen, der einst sein Leben war und weiss nicht weiter. Geplagt von zwei jugendlichen Stiefsöhnen und immer wiederkehrenden Panikattacken scheint ihm mehr und mehr alles über den Kopf zu wachsen – bis er Hilfe von unerwarteter Seite erhält.

Von Kevin Mc Loughlin.

Eric Bishops (Steve Evets) Leben verläuft in kompletter Ödnis. Er hat zwei Stiefsöhne von einer Frau, die dem Alkohol verfiel und ihn sitzen liess. Kommt dazu, dass beide seiner Stiefsöhne, mit denen er einst gut auskam, mitten in der Pubertät stecken und nicht mehr auf ihn hören, um nicht zu sagen ihn komplett ignorieren. Die Kontrolle über sein Leben entgleitet Eric mehr und mehr – und dann kommt noch ein Treffen mit seiner Ex-Frau Lily (Stephanie Bishop) auf ihn zu. Ein Treffen mit der grossen Liebe seines Lebens, die er vor 25 Jahren sitzen liess und seither nicht mehr gesehen hat.

Freunde und Zweifel
Erics Freunde rund um Meatball (John Henshaw) versuchen zwar alles, um ihn wieder zum Lachen zu bringen und ihm die Freude am Leben zu zeigen, aber nichts scheint zu fruchten. Bei einer Selbsthilfe Session – eine von Meatballs Spezialitäten – soll sich jeder in eine Person hineinfühlen, der er nacheifern kann. Reihum nennen die Freunde ihre Helden: Fidel Castro, Nelson Mandela, Frank Sinatra, Sammy Davis Junior. Als Eric an die Reihe kommt, wählt er seinen grössten Helden: Eric Cantona. Während der Runde finden sie jedoch stapelweise Briefe, die Eric in seinen Schichten nicht ausgetragen hat. Während seine Freunde um Meatball die Briefe austragen – sozusagen als Rettungsaktion – zieht sich Eric einen Joint rauchend in sein Zimmer zurück und sinniert vor einem lebensgrossen Eric Cantona Poster stehend über sein Leben. Da steht auf einmal der wahrhaftige Cantona vor ihm.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Eric und Eric
Cantona beginnt mit Eric über sein Leben und Lily zu reden und fordert ihn auf sich seinen Ängsten zu stellen. Dies ist der Beginn einer ganz speziellen Art der Selbsthilfe. Bei folgenden ‚geheimen‘ Treffen lernt Eric Bishop von Eric Cantona seinen Beruf, seine Stiefkinder, kurz: Sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Im Zuge dieses Umkrempelns gilt es für Eric, sich wieder an seine Jugendliebe anzunähern und sich schützend vor seine Kinder zu stellen, als sie Probleme mit einem Gangsterboss bekommen. Diese Verwicklung in der Unterwelt von Manchester führt zu einer grandiosen Schlussszene, bei der Solidarität, Fussballfans und das neu gefundene Lebensgefühl vereinigen.

Genuss für Alle
Allgemein ist Ken Loach mit „Looking for Eric“ ein grossartiger Film gelungen, der Fussballfans und -muffeln zugleich beste Unterhaltung bietet. Ohne auf Grenzen von Genres zu achten, springt der Film munter zwischen Drama und Komödie hin und her und bietet so neben ernsten und tiefgehenden Themen auch leichte Momente, die zum Schmunzeln und teilweise sogar zum Lachen anregen. Bei einer Filmauswahl in den Kinos, die meistens mit Hollywoodkrachern mit grossen Special Effects und dünnen Stories aufwartet, kommt ein Film wie dieser wie gerufen und bietet eine erfrischende Abwechslung.


Seit dem 12. November 2009 im Kino.

Originaltitel: Looking for Eric (England 2009)
Regie: Ken Loach

Darsteller: Steve Evetts, Stephanie Bishop, Eric Cantona
Genre: Drama, Komödie

Dauer: 116 Minuten

CH-Verleih: Filmcoopi


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