„Die Porzellanmalerin“ von Helena Marten

Eine Frau setzt sich durch

„Die Porzellanmalerin“ von Helena Marten

Alles, was Friederike Simons will, ist, ihren Lebensunterhalt als Porzellanmalerin zu verdienen. Doch als Frau aus der besseren Gesellschaft von Meissen ist ihr dieser Weg verwehrt. Als sie gegen ihren Willen mit einem  reichen Kaufmann verheiratet werden soll, ergreift sie die Flucht nach vorne. Sie begibt sich als Mann verkleidet nach Höchst, wo sie eine Anstellung als Porzellanmaler findet.

Von Claudia Wehrli.

dieporzellanmalerinBereits kurz nach Friederikes Aufbruch aus Meissen wird ihr klar, dass ihre Flucht nicht so einfach sein wird, wie sie zuerst gedacht hatte. Sie trifft unterwegs auf Giovanni Bianconi und dessen geheimnisvolle Begleiterin. Und natürlich verliebt sich Friederike in Giovanni. Dieser merkt auch bald, dass „Friedrich“ in Wahrheit eine Frau ist und die beiden verbringen eine Nacht zusammen. Beide fühlen, dass sie im jeweils anderen die grosse Liebe gefunden haben. Ihre Wege trennen sich jedoch nach kurzer Zeit schon wieder auf dramatische Weise.

Männergeschichten und etwas Arbeit
Noch bevor Friederike Höchst erreicht, geschieht ein weiterer Zwischenfall: sie wird auf der Landstrasse überfallen und im letzten Moment von einem fremden Reisenden gerettet. Auch für diesen entwickelt sie nach und nach Gefühle. Erst nach einigen Verwicklungen wird aus dem Retter, Carl Bogenhausen, und Friederike ein Paar. Immer wieder gibt die Autorin auch Einblicke in die Porzellanmalerei. Friederike wird sogar nach Paris geschickt, wo sie die Porzellanmanufaktur der Madame Pompadour ausspionieren soll. Alles in allem kommt die Kunst der Porzellanherstellung jedoch schlicht zu kurz. Dafür, dass dies Friederikes grosse Leidenschaft ist, erfährt der Leser zu wenig über „das weisse Gold“. Auch die Reise nach Paris scheint nur dem Zweck zu dienen, Friederikes Privatleben etwas interessanter zu gestalten, denn ihren Auftrag erfüllt sie nicht.

Weder Fisch noch Vogel
Leider konnten sich die Autorinnen nicht entscheiden, was für ein Roman „die Porzellanmalerin“ genau sein soll. Es ist weder ein kitschiger Liebesroman noch ein  Sittengemälde, es ist kein Roman über die Porzellanherstellung und auch kein Emanzipationsroman. Viele Chancen der Geschichte werden ausgelassen. So erzählt Friederike praktisch jedem, den sie einigermassen nett findet, dass sie eigentlich eine Frau ist, ganz so, ls ob dieses Geständnis keine Risiken bergen würde. Sie lässt sich ohne Bedenken mit zwei verschiedenen Männern ein, ohne mit einem von ihnen verheiratet zu sein. Schwer denkbar für eine Tochter aus besserem Hause im 18. Jahrhundert. Giovanni, ihre grosse Liebe, umgeben viele Rätsel. Doch statt dies auszunutzen und die Rätsel nach und nach wenigstens ansatzweise aufzuklären, bleibt Giovanni der ferne Geliebte, unantastbar und unwirklich. Carl Bogenhausen wird als Gentleman aufgebaut, als Mann, auf den man sich verlassen kann, ein Gegenpol zu Giovanni und ein liebenswerter Charakter. Doch der Charakter wird lieblos beiseite geschoben und erfährt eine nicht nachvollziehbare Wandlung.

Das Buch liest sich flüssig, aber man legt „die Porzellanmalerin“ mit einem unbefriedigten Gefühl aus der Hand. Zu viele Erzählstränge werden aufgenommen und dann nicht fortgeführt. Die Figuren entwickeln sich zu willkürlich und dem historischen Hintergrund wird nur spärlich Rechnung getragen. Vielleicht ist dies dem Umstand geschuldet, dass zwei Autorinnen an dem Werk beteiligt waren. Alles in allem eher ein weniger empfehlenswerter historischer Roman.


Diana Verlag
624 Seiten, CHF 39.90



Helena Marten
Helena Marten ist ein Pseudonym, hinter dem sich zwei Autorinnen verbergen. Beide leben in Frankfurt und sind in der Verlagsbranche tätig. Die Porzellanmalerin ist ihr erstes gemeinsam verfasstes Buch, sie arbeiten bereits an ihrem zweiten Roman.

Quelle: http://www.randomhouse.de/author/author.jsp?per=240504

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