„Pas Douce“ von Jeanne Waltz

Ein Schuss, ein Schrei, ein Wiedersehen

„Pas Douce“ von Jeanne Waltz

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Aus einem halbherzigen Selbstmordversuch wird eine Körperverletzung mit ungewöhnlichen Folgen: Fred, eine Krankenpflegerin, schiesst einen Schüler an, und wird im Spital gerade ihm als Pflegerin zugewiesen. Ein feinfühliges Drama über Sühne und Vergeben.

Von Lukas Hunziker.

Fred hat einen Punkt in ihrem Leben erreicht, an dem es weder ein vor noch ein zurück gibt. Ihre Karriere als professioneller Sportschütze hat sie hinter sich, mit ihrer Familie ist sie zerstritten, ihr Ex-Freund hat eine andere und ihre Arbeit befriedigt sie kaum. Spontane Sexabenteuer enden kaum in Befriedigung und die Pläne vom Weggehen bleiben immer nur Pläne. Eines Tages nimmt sie ihr Gewehr und geht in den Wald, mit dem Ziel, sich zu erschiessen. Doch kurz bevor die abdrückt rennen zwei Jungen, die zu einer Klasse auf Schulausflug gehören, vorbei, und als der eine dem anderen einen Stein an den Kopf wirft, schiesst Fred impulsiv auf ihn. Schockiert über ihre unüberlegte Tat flieht sie, doch schon am Abend sieht sie sich dem Jungen, Marco, wieder gegenüber: da er als aggressives Kind schnell alle Pflegerinnen in die Flucht schlägt und Fred bekannt für ihren geschickten Umgang mit Patienten ist, wird sie ihrem Opfer als Nachtpflegerin zugeteilt.

Schwierige Annäherung

Erstmals stösst Fred damit an persönliche Grenzen in ihrem Beruf. Während sie sonst gerne schwierige Fälle ihrer Kolleginnen übernimmt, wird sie beim Anblick des Schusslochs in Marcos Knie ohnmächtig. Marco beschimpft sie, wie er alle Ärzte und Pfleger beschimpft, doch Fred lässt es über sich ergehen und gewinnt so Einblicke in das schwierige Leben des Teenagers. Marcos Mutter, so erfährt sie, hat die Familie verlassen, will sich nach dem Unfall ihres Sohns diesem aber wieder annehmen. Vorsichtig vermittelt Fred zwischen Marco und seinen Eltern, und wird so langsam zum Engel in Marcos Leben. Eine Freundschaft beginnt sich langsam zu entwickeln, bis zu jenem Moment, in dem Fred sich verrät und Marco misstrauisch macht.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

„Pas Douce“ ist ein feiner, leiser Film, der ganz von seiner unzugänglichen, fast androgynen Hauptfigur lebt, hinter deren fahlen Gesichtszüge sich Dinge abspielen, die dem Zuschauer verschwiegen bleiben. Der Unfall im Wald wird für Marco wie Fred zur Chance, aus ihrer harten Hülle auszubrechen und für einen Moment etwas anderes zu werden, als das, als was sie sich geben. Leider widmet sich der Film nicht ausschliesslich dieser Beziehung, obwohl die stärksten Szenen gerade in dieser liegen. Dennoch ist Jeanne Waltz mit „Pas Douce“ ein starkes Drama gelungen, welches mit Isild de Besco sehr gut besetzt ist.

Ausstattung

Das Bonusmaterial der DVD beschränkt sich auf den Trailer und eine Fotogalerie.


Seit dem 1. September 2008 im Handel.

Originaltitel: Pas Douce (Frankreich 2007)            
Regie: Jeanne Waltz
Darsteller: Isild de Besco, Steven de Almeida, Yves Verhoeven
Genre: Drama
Dauer: 84 Minuten
Sprachen: Französisch
Untertitel: Deutsch
Audio: Dolby Digital
Bonusmaterial: Trailer, Fotogalerie
Vertrieb: Max Vision

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Trailer
Offizielle Französische Seite

Lukas Hunziker

Lukas Hunziker ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch. In seinem Garten stehen drei Bäume, in seinem Treppenhaus ein Katzenbaum. Er schreibt seit 2007 für nahaufnahmen.ch.

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