„Underworld: Aufstand der Lykaner“ von Patrick Tatopoulos

Die Rückkehr der Fledermaus-Wölfe

„Underworld: Aufstand der Lykaner“ von Patrick Tatopoulos

Underworld 1

Wenn man nach einem mittelprächtigen Sequel keine Idee mehr für eine weitere Fortsetzung hat, dann schliesst man sich dem Post-“Star Wars Episode 1“-Wahn an und produziert kurzerhand ein Prequel. Das Ergebnis ist dann meistens recht belanglos, kann aber in seltenen Fällen zu einem durchaus unterhaltsamen Filmchen führen.

Von Alexander Sigrist.

Es gibt Filmreihen, die beginnen viel versprechen, Lee Wisemans „Underworld“ zum Beispiel, der trotz einigen kaum übersehbaren Schwächen schnell eine treue und begeisterte Fangemeinde erobern konnte (was unter anderem auch an dem engen Lederkostüm von Kate Beckinsale gelegen haben könnte). Ernsthaft: „Underworld“ war und ist ein wunderbar düsterer Gothic-Action-Thriller, der seine finanziellen Unzulänglichkeiten geschickt mit einer dichten Atmosphäre und einer blutigen Inszenierung zu überdecken weiss. Lee Wiseman entpuppte sich jedoch leider schnell als blinder Kornfinder, denn das Sequel „Underworld: Evolution“ konnte in keinerlei Hinsicht mit dem Erstling mithalten. Eine dichte Inszenierung wurde mit schlechten, übertriebenen Splattereffekten ersetzt, aus den sparsam eingesetzten Spezialeffekten wurden schlechte Geisterbahn-Tricks und die Story versuchte eine Super-Mythologie aus dem ersten Teil zu erschaffen, welche mehr verwirrte als erleuchtete.

Lee Wiseman hat mittlerweile sein Ideenkind verlassen und war beim dritten Teil, der ein Prequel zum ersten bildet, nicht involviert – und böserweise möchte man behaupten, dass sein Abschied der Reihe gut getan hat. Denn anstatt eine wahnsinnig pseudo-kreative Mythologie zu entwickeln, konzentriert sich „Underword: Aufstand der Lykaner“ auf das Wesentliche. Die Story rollt kurzerhand die Vorgeschichte auf, die in „“Underworld“ bereits erzählt wurde und versucht erst gar nicht, dem Bekannten viel neues hinzuzufügen: Es geht um den bösen Vampirfürst Victor, der im Mittelalter mit eiserner Faust und spitzen Zähnen über Vampire und Menschen gleichermassen herrscht. Zum Schutz seines Clans gegen die wilden Werwölfe (die sich nicht mehr in Menschen verwandeln können) züchtet er eine neue Werwolf-Art heran, die das Zeug zu einigermassen vernünftigem Handeln hat. Victors Tochter verliebt sich kurzerhand in einen der Wölfe: den jungen Lucian, der auch gleich das Vorzeigeexemplar von Victor ist – es ist also nicht weiter verwunderlich, dass Victor eher ungehalten auf die Affäre reagiert.

B-Bewährtes

Die Geschichte hält sich also praktisch hundertprozentig an die vorgegebenen Fakten aus dem ersten Teil, erzählt aber lange nicht alles, was im Underworld-Universum bis an angedeutet wurde – das mag Hardcore-Fans etwas enttäuschen, die gerne jedes einzelne bis jetzt angeklungene Ereignis aus den ersten beiden Teilen gesehen hätten. Unter dem Strich tut diese Konzentration auf das Wesentliche dem Film aber mehr als gut: kein überflüssiges Gramm Fett bremst die Geschichte aus, es wird zackig und ohne jedwede Retardierung erzählt. Zwar ist die Story dadurch auch weitestgehend belanglos, dafür bemüht man sich auf der Action-Seite umso mehr zu bieten. Und was da geboten ist, ist mehr als ordentlich: die Kämpfe sehen gut aus, alles ist angenehm düster, fast schwarz-weiss und es darf auch anständig geblutet werden.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Bei all dem Lob soll aber nicht vergessen werden: „“Underworld: Aufstand der Lykaner“ ist kein Film, der in der oberen Liga mitspielt – im Gegenteil, der Film hat durchwegs einen B-Movie-Look, kann seine schlechten Spezialeffekte kaum verstecken und auch die Schauspieler, ausser vielleicht Bill Nighy, sind nicht der Hammer – aber mal zugegeben, das bringt die Reihe genau dahin zurück, wo sie angefangen hatte: „Underworld“ war ein B-Movie, der gekonnt seine Stärken ausgenutzt hat, um den Zuschauer zu überzeugen, während „Underworld: Evolution“ so getan hat, als wäre er ein Film der A-Klasse, ohne wirklich mit derartigen Qualitäten glänzen zu können. „Underworld: Aufstand der Lykaner“ scheint ganz klar zu wissen, dass er ein B-Movie ist und versucht auch nicht gewaltige Spezialeffekte zu beschwören oder epische Handlungen zu stricken, nein, hier wird Gemetzel der alten Schule betrieben und das ist auch gut so.

„Underworld: Aufstand der Lykaner“ ist also kein Film der oberen Liga, sondern ganz klar und in jeder Sekunde ein B-Movie, ohne dabei aber trashig zu sein. Gekonnt werden die Stärken des Films ausgelotet und so ist das Prequel der Underworld-Reihe ein unterhaltsames Metzel-Filmchen heraus gekommen, das man gerne ein- oder zweimal anschaut.

Ausstattung

Ordentlich bis interessant: zu sehen gibt es ein Feature, das beleuchtet, wie das Skript für die Leinwand umgesetzt wurde, ein anderes Feature, dass sich mit der Mythologie von „Underworld“ auseinander setzt, und noch eine weitere, die das Produktionsdesign beleuchtet, sowie ein Musikvideo und einige Trailer.


Seit dem 23. September 2009 im Handel.

Originaltitel: Underworld – Rise of the Lycans (USA 2009)
Regie: Patrick Tatopoulos
Darsteller: Michael Sheen, Bill Nighy, Rhona Mitra, Steven Mackintosh, David Ashton
Genre: Action-Gemetzel
Dauer: 89 Minuten
Bildformat: 2,35:1 (16:9 anamorph)
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: Featuretten zur Umsetzung vom Skript zum Film, zur „Entstehung der Fehde“ und zum Produktionsdesign, Musikvideo, Trailer
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