Harvey Keitel: „Warten Sie nicht auf Hollywood!“

 

Harvey Keitel am 69. Festival del film Locarno: „Warten Sie nicht auf Hollywood!“

Bild: Festival del film Locarno/Massimo Pedrazzini
Bild: Festival del film Locarno/Massimo Pedrazzini

Der 77 Jahre junge, vor Energie sprühende Schauspieler Harvey Keitel erhielt am 69. Festival del film Locarno den Lifetime Achievement Award. Der Charakterdarsteller, der auf eine fast 50-jährige Karriere mit mehr als 100 Filmen zurückblicken kann, gab während eines öffentlichen Gesprächs so manche vergnügliche Anekdote zum Besten: Er sprach über seinen ersten, in Martin Scorseses Elternhaus gedrehten Film; den prügelnden Klaus Kinski; den jungen Quentin Tarantino, der ihm den Kühlschrank plünderte und richtete einen Appell an Nachwuchskünstler.  

Von Christoph Aebi

Während vor einem Jahr bei dem in Locarno traditionellen Publikumsgespräch der Preisträger der Schauspieler Edward Norton gleich zu Beginn die Fotografen anfauchte („ Verschwinden Sie! Wenn Sie es nicht schaffen, mit einem Versuch ein gutes Bild zu knipsen, haben Sie Ihren Beruf verfehlt!“), dauernd auf sein Handy schaute und den Eindruck vermittelte, eine lästige Pflicht erfüllen zu müssen, nahm in diesem Jahr Harvey Keitel alle Anwesenden mit seinem Charme gefangen. Gleich nach Ankunft stellte er sich auf einen Stuhl, um die Menschenmenge, die ihm zu Ehren gekommen war, zu überblicken und bot, wieder sitzend, jemandem in der ersten Reihe seine Flasche Sprite an. „Das ist die beste Zeit meines Lebens. Ich habe eine wunderbare Frau, ein Sohn der nächste Woche zwölf Jahre alt wird, tutto è bello!“, sagte er freudestrahlend. Dann begann er, geduldig und gut gelaunt die Fragen von Dennis Lim (Programmdirektor der Film Society des Lincoln Center in New York) und des Publikums zu seiner reichhaltigen Karriere zu beantworten, zu der unvergessliche Rollen in „Taxi Driver“, „Bugsy“, „Thelma & Louise“, „Bad Lieutenant“, „Reservoir Dogs“, „The Piano“, „Smoke“ sowie kürzlich in „Grand Budapest Hotel“ und „Youth“ gehören. Nachfolgend einige Kostproben des Gesprächs:

Bild: Festival del film Locarno/Sailas Vanetti
Bild: Festival del film Locarno/Sailas Vanetti

Über das Casting zu seinem allerersten Film, Martin Scorseses Regiedebüt „Who’s that knocking at my door?“:

Als wir diesen Film drehten, war Marty Student an der New York University und ich war Schauspielstudent und hatte nebenbei verschiedene Jobs. Martys Regiedebüt war zu jener Zeit der erste Film, der an einem College in den USA auf 35mm gedreht wurde. Für den Film gab es insgesamt drei Auditionen. Die dritte hielt Marty an der New York University ab. Es war mitten in der Nacht, alle Lichter auf dem Universitätsgelände waren gelöscht, die Gänge dunkel. Ich bin zur vereinbarten Zeit eingetreten und es waren nur ein paar Leute da, die mit Marty zusammenarbeiteten. Sie sagten: „Setz dich!“ Ich setzte mich hin. Dann sagten sie: „Steh wieder auf! Siehst du diesen Gang und das Licht, das aus jenem Raum strahlt? Geh diesen Gang entlang und trete in das Zimmer ein.“ Im Zimmer stand ein Pult, dahinter sass irgendein Typ und es brannte ein Licht, wie es damals in Polizeistationen üblich war. Ich ging hinein, schaute den Typen an und er sagte: „Setz dich!“ Ich antwortete: „Wer sind Sie?“ Er sagte: „Just sit the fuck down!“ Darauf entgegnete ich: „Go fuck yourself!“ Er stand auf, lief auf mich zu und ich ging ebenfalls auf ihn zu. Da ertönte eine Stimme aus einer dunklen Ecke des Raumes: „Harvey, Harvey! Nein, nein!“ Ich drehte mich um und da stand Martin Scorsese: „Harvey, das ist nur eine Improvisation!“ Ich antwortete ihm: „Das nächste Mal, wenn wir eine Improvisation machen, wäre es eine gute Idee, wenn du das vorher deinem Schauspieler sagen würdest.“ (Lacht schallend). Ich habe die Rolle bekommen. Das war der Anfang meiner Schauspielkarriere.

Über die Dreharbeiten zu „Who’s that knocking at my door?“:

Als wir Martys ersten Film realisierten, hatten wir nicht viel Geld. Wir benutzten deshalb unter anderem die Wohnung seiner Familie in Little Italy, um den Film zu drehen. Wir drehten also gerade eine Szene, Martys Mutter war da, sein Vater bei der Arbeit. Ich lag im Bett mit der Schauspielerin Sina Bethune, natürlich angezogen, wie es in jenen Tagen so üblich war. Martys Vater kam zum Abendessen heim von der Arbeit. Und wir lagen im Bett, Marty filmte und sein Vater rief: „Was geht hier vor? Ich will essen!“ Und Martys Mutter rief zurück: „Oh Charlie, shut up!“ Sie musste ihren Mann aus dem Zimmer schmeissen, während wir die Szene drehten. Und wir hatten im Schlafzimmer richtig Angst, denn Martys Vater war so verärgert, dass sein Abendessen nicht auf dem Tisch stand. So haben Marty und ich unsere Filmkarrieren begonnen.

Über Spiritualität in seinen Rollen und in Martin Scorseses Filmen:

Es gab zwischen uns keine Unterschiede, in dem Sinne, welchen Effekt die Religion auf uns ausgeübt hatte. Marty wuchs in einer sehr katholischen italienisch-amerikanischen Familie auf, ich in einem jüdischen Haushalt mit italienisch-rumänischen Eltern. Ich erinnere mich daran, wie ich zum ersten Mal einige fertige Szenen aus unserem ersten gemeinsamen Film „Who’s that knocking at my door?“ sah, im Studio der New York University. Einige Filmszenen hatten wir in einer Kirche in Little Italy gedreht. Der Vorhang ging also auf, die Bilder erschienen auf der Leinwand und ich sah all diese Szenen, die wir gedreht hatten, die Ikonen in der Kirche und dann ertönte plötzlich während dieser Szenen der Titelsong, den ich nicht kannte. Ich war schlichtweg überwältigt. Wie Marty die Musik in seinem Film verwendete, das hatte ich so zuvor noch nie in einem Film gesehen oder gehört. Da wusste ich, dass er ein sehr spezielles Talent ist. Deshalb sage ich ihm bis zum heutigen Tage: „Du machst, was die Themen angeht, immer den gleichen Film, um herauszufinden, wer das genau ist, der an die Türe anklopft.“ Übrigens, den nächsten Film, den Sie von Martin Scorsese sehen werden, trägt den Titel „Silence“. Er basiert auf einem japanischen Roman. Ich habe das Buch gelesen und es ist eine der kraftvollsten Geschichten über den christlichen Glauben, die ich je gelesen habe. Marty wurde sozusagen dafür geboren, diesen Film zu machen und wir werden den Film im nächsten Jahr sehen können.

Über den Beginn seiner Arbeit mit europäischen Filmemachern:

Ich hatte als junger Schauspieler in New York Bertrand Taverniers Film „The clockmaker of St.Paul“ aus dem Jahre 1974 gesehen. Bertrand Tavernier ist ein sehr bekannter und grossartiger französischer Regisseur. Ich sagte damals zu einem Freund: „Das ist die Art Regisseur, mit dem ich gerne arbeiten würde.“ Und dann las ich einige Wochen später in einem Interview, das Bertrand Tavernier einer Zeitung gegeben hatte, dass er sagte, Harvey Keitel sei der amerikanische Schauspieler, mit dem er gerne drehen würde. Ich konnte es nicht glauben. Schliesslich rief mich Bertrand an und fragte mich, ob ich im Film „Death Watch“ mit Romy Schneider mitspielen würde. Das war der Beginn meiner Abenteuer in Europa.

Über seine Erfahrungen mit dem italienischen Kino:

Ich hatte das Privileg, mit grossartigen italienischen Talenten wie Ettore Scola und Paolo Sorrentino sowie mit auch mit Regisseuren mit italienischen Wurzeln wie Martin Scorsese und Quentin Tarantino zusammenzuarbeiten. Mit dem italienischen wie auch dem französischen Kino hat doch alles begonnen. Wir Schauspieler sind alle beeinflusst vom grossartigen frühen italienischen Kino, wie beispielsweise den Filmen von Fellini. Oder schauen Sie sich einen Film wie „The Tree of Wooden Clogs“ an („L’albero degli Zoccoli“ von Ermanno Olmi aus dem Jahre 1978, Anm. d. Red.). Ich möchte am liebsten nur solche Filme drehen. Das italienische Kino hat ein so grosses Erbe. Es hat zwar für eine gewisse Zeit eine Durststrecke durchgemacht, kommt nun aber wieder zurück, mit Filmen wie „Gomorrha“ und „La grande bellezza“. Dasselbe gilt für das französische Kino. Ich arbeite gerade mit der jungen Regisseurin Amanda Sthers in Paris. Sie hat Theaterstücke und Romane geschrieben und realisiert nun einen Film („Madame“, mit Harvey Keitel, Toni Collette und Rossy de Palma in den Hauptrollen, Anm. d. Red.). Grossartiges Kino ist überall möglich!

Über den 1985 gedrehten spanischen Film „El caballero del dragón“ des Regisseurs Fernando Colomo und die Zusammenarbeit mit Klaus Kinski:

Gerade letzte Woche habe ich mit der grossartigen spanischen Schauspielerin Rossy de Palma, die auch im Film mitspielt, den ich gerade in Paris drehe, über den wirklich hervorragenden Regisseur Fernando Colomo gesprochen. Die Dreharbeiten zu jenem Film waren für mich eine wunderbare und sehr lustige Erfahrung. Ein Moment ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Klaus Kinski war ja eine sehr starke Persönlichkeit. In einer Szene spielte Kinski den verrückten Magier, der in seinem Zimmer in einem Schloss total übergeschnappt war. Ich kam zusammen mit zwei Wächtern an und sagte: „Werft ihn ins Verlies!“ Die zwei spanischen Statisten, welche die Wächter verkörperten, sollten Klaus Kinski packen und ihn aus dem Zimmer hinausbringen. Sie gingen also hinein und Klaus schlug sie einfach zusammen. Er machte das drei-, vier-, fünfmal, bis der Regisseur Fernando Colomo zu mir herüberkam und sagte: „Harvey, kannst du mir helfen? Was sollen wir machen? Kinski will einfach den Raum nicht verlassen.“ Ich antwortete ihm: „Bring die Statisten her und übersetze für mich.“ Als die zwei grossen Typen, welche die Wächter verkörperten, kamen, sagte ich ihnen: „Schmeisst ihn aus dem Raum, was immer er auch tut! Wenn ihr das nicht schafft, seid ihr beide gefeuert!“ Colomo sagte also „Action!“, sie gingen in den Raum, packten ihn und schmissen ihn endlich raus (lacht).

Über seine erste Begegnung mit dem jungen Quentin Tarantino, dessen Regiedebüt „Reservoir Dogs“ Harvey Keitel 1992 co-produzierte:

Quentin Tarantino arbeitete zu jener Zeit in einem Videoladen und hatte noch nie zuvor bei einem Film Regie geführt. Sein Drehbuch zu „Reservoir Dogs“ erhielt ich von einer Kollegin aus dem Actor’s Studio. Sie rief mich eines Tages an und sagte: „Harvey, ich habe hier dieses Drehbuch, das dir gefallen könnte.“ Sie kannte den Produzenten und dieser hatte sie gefragt, ob sie mir das Drehbuch weiterleiten könne, was sie dann auch gemacht hat. Ich habe das Drehbuch gelesen und die Geschichte war wirklich aussergewöhnlich. Sie hat mich auf eine spezielle Weise sehr berührt. Quentin und ich, wir haben uns dann zum ersten Mal in Los Angeles getroffen. Ich drehte dort zu jener Zeit gerade einen Film – ich habe sonst immer in New York gewohnt – und es klingelte also an meiner Tür und da stand dieser grosse Typ im Türrahmen und sagte: „Harvey Keetl?“ Ich antwortete: „Keitel, komm herein!“ Bis heute nennt er mich übrigens Harvey Keetl. Da war er also, sehr hungrig, weil er nicht viel Geld hatte, um sich davon Essen zu kaufen. So öffnete ich meinen Kühlschrank zwei- oder dreimal. Dann hörte ich damit auf. Ein Freund von mir, der grosse und mittlerweile verstorbene Schauspieler Victor Argo, war damals gerade zu Besuch bei mir. Irgendwann einmal lernten wir, dass wir die guten Lebensmittel verstecken müssen, wenn Quentin vorbeikommt, da er uns sonst jedes Mal den Kühlschrank leer essen würde.

Über den Film „Bad Lieutenant“ und seine Arbeit mit dem Regisseur Abel Ferrara, der ihm am Vortag auf der Piazza Grande den Lifetime Achievement Award überreichte:

Ich war damals, Anfang der Neunzigerjahre, sehr begierig, wieder einmal eine Hauptrolle zu spielen, nachdem ich viele Nebenrollen gespielt hatte. Wenn man eine Hauptrolle in einem Film spielen kann, erhält man automatisch mehr Geld und damit auch die Macht, diejenigen Filme zu machen, die man wirklich machen möchte. Zu jener Zeit hatte Abel Ferrara denselben Anwalt wie ich und dieser sagte zu mir: „Harvey, ich habe dieses Drehbuch, das von Abel Ferrara geschrieben wurde und er möchte dich als Hauptdarsteller in seinem neuen Film haben.“ Ich lebte damals gerade im Chateau Marmont Hotel in Kalifornien, war ganz alleine und beklagte mich, wieso ich keine Hauptrolle in einem Film mehr erhalte. So nahm ich das Drehbuch in die Hände, das mir mein und Abels Anwalt geschickt hatte. Es war unglaublich dünn. Ich öffnete es und die Schrift, in der es geschrieben war, war riesengross. Ich dachte mir: „Was geht hier ab?“. Ich begann zu lesen, las etwa die Hälfte der vielleicht gerade mal 23 Seiten und sagte mir: „Das ist grottenschlecht!“ Ich nahm das Drehbuch und schmiss es in den Abfallkübel, der gleich neben meinem Schreibtisch stand. Dann stand ich auf, lief im Zimmer herum und verfiel wieder in Selbstmitleid. Da sagte ich mir, dass ich das Drehbuch vielleicht doch besser zu Ende lesen sollte. Ich nahm es also wieder aus dem Abfallkübel heraus, las weiter und kam zu der Szene mit der Nonne. Diese Szene war so unglaublich schön geschrieben – von einer Frau namens Zoë Lund, die den tiefsinnigsten Teil des Drehbuchs zu „Bad Lieutenant“ verfasst hatte. Diese Szene war so brillant, es haute mich regelrecht um. Und dann wusste ich, was ich mit dieser Geschichte anfangen konnte. Aufgrund der grossen Buchstaben war mein Charakter im Drehbuch noch nicht genau definiert. Als ich Abel dann getroffen habe, fragte ich ihn: „Wieso hast du diese grosse Schrift verwendet?“ Er sagte, er habe mehr Seiten gebraucht, um das Drehbuch jemandem verkaufen zu können. Niemand wollte ein Skript verfilmen, das nur 15 Seiten lang war. Und dann haben wir die Lücken des Drehbuchs gefüllt, haben viel improvisiert und so die Geschichte des „Bad Lieutenant“ gefunden. Und diese junge Frau, Zoë Lund, die leider viel zu früh an einer Heroin-Überdosis starb, war eine der wichtigsten Personen in diesem Prozess. Wo immer ich während meiner Reisen aufgrund meines Berufs hinkomme, bin ich immer so dankbar für die Vielzahl von Leuten, die den Film „Bad Lieutenant“ kennen. Es fühlt sich für mich wie ein Mysterium an, dass sogar viele junge Leute den Film kennen. Ich bin sehr stolz auf Abel und sein erstaunliches filmisches Werk. Er ist ein Eigenbrötler, aber ich hoffe, er und ich werden wieder mal etwas Neues zusammen kreieren.

Über den Film „Smoke“ von Wayne Wang, der 1995 in Locarno mit grossem Erfolg auf der Piazza Grande lief und damals den Publikumspreis erhielt:

 Paul Auster hatte das Drehbuch für den Film geschrieben. Es war wohl das längste Drehbuch, das ich jemals gelesen habe, es war unglaublich dick. Je länger ich am Lesen des Drehbuchs war desto häufiger fragte ich mich: „Um was zum Teufel geht es eigentlich in dieser Geschichte?“ Ich hatte nicht die geringste Ahnung. Als ich zum Ende des Drehbuchs kam, sagte ich: „Um Gottes Willen, ich bin so gelangweilt!“ Aber ich dachte: „Dieser Autor hat so viel geschrieben. Irgendetwas muss an dieser Geschichte dran sein, das ich nicht wahrnehme. Also mache ich besser bei diesem Film mit.“ Und während wir den Film gedreht haben, habe ich herausgefunden, dass an dieser Geschichte wirklich was ganz Spezielles dran war. Als ich nach Locarno kam und erfahren habe, dass der Film hier am Festival den Publikumspreis erhalten hat, hat mich das sehr glücklich gemacht. Und ich sagte mir: „Jemand anderes dachte also auch, dass der Film auf irgendeine Art und Weise speziell war.“

Bild: Festival del film Locarno/Sailas Vanetti
Bild: Festival del film Locarno/Sailas Vanetti

Über den schönsten Moment in seiner Schauspielerkarriere:

Der schönste Moment war, als meine Tochter geboren wurde. Ich spielte zu jener Zeit in einem Theaterstück und bin wegen der Geburt nicht bei der Vorstellung aufgetaucht. Stattdessen ging ich ins Spital, um meiner damaligen Partnerin zuzuschauen, wie sie meiner Tochter das Leben schenkte. Das war mein schönster Moment im Showbusiness. Und der zweitschönste Moment war, als mein Sohn Roman geboren wurde. Seine Mutter Daphne, die übrigens auch Italienisch spricht, sitzt gleich dort drüben. Es ist schwierig für mich, einen speziellen Karrieremoment herauszupicken, weil ich solch ein Glück hatte, mit so vielen Regisseuren zu arbeiten, die ich bewundere. Sie boten mir unglaublich viele schöne Momente.

Über Gewalt als zentrales Thema in seinen Filmen:

Gewalt ist etwas sehr Reales. Echte Gewalt ist scheusslich, schädlich und destruktiv. Alle Arten von Kunst, die Gewalt allein aus kommerziellen Gründen zeigen, sind falsch. Aber wir müssen die Gewalt und deren Gefahren kennen, weil sie in der realen Welt existiert. Ich habe einen zwölfjährigen Sohn, der etwas über Gewalt lernen muss. Sie wissen, die Kids spielen all diese Videospiele. Und dort gibt es Gewalt, die nicht authentisch und deshalb, so denke ich, gefährlich ist. Ich versuche, ihm zu helfen, zu verstehen, dass es weh tut, wenn einem jemand ins Gesicht schlägt. Man steht dann nicht einfach wieder auf wie im Videospiel und fährt mit dem Kämpfen weiter. Wir haben eine Verpflichtung, Gewalt in einer authentischen Art und Weise darzustellen. Als Teil der Natur der Sache. Unsere Wahl, Gewalt anzuwenden oder nicht ist etwas anderes. Das ist eine moralische Frage. Der Grund, wieso ich als Schauspieler Geschichten erzähle, ist, weil ich in meinem Leben viel Gewalt erlebt habe, physisch aber auch in einem abstrakten Sinne. Es ist unser Job, uns in den Geschichten, die wir erzählen, mit den verschiedensten Aspekten zu befassen: mit dem, was wunderbar im Leben ist, aber auch mit dem, was uns verletzt oder uns heimsucht. Wir sollten versuchen, das Leben so authentisch wie möglich zu zeigen, damit wir die Dinge, so wie sie in der Realität sind, nachvollziehen können.

Sein Aufruf an zukünftige Autoren, Schauspieler, Produzenten und Regisseure:

Beim unabhängigen Kino sind Ihre Geschichten wichtig! Schauspieler, Produzent, Autor: das könnte jemand sein, der gerade neben Ihnen sitzt. Warten Sie nicht auf Hollywood! Ich gebrauche den Begriff Hollywood hier auf eine metaphorische Art und Weise. Hollywood geht nirgends hin. Hollywood wird Sie finden, wenn Sie uns Ihre Geschichten erzählen. Hollywood ist ein guter Ort, aber Sie könnten es mit Ihren Werken umgestalten und neu definieren, Ihr eigenes Kino gestalten. Die haben Sie nichts zu lehren. Im Gegenteil: Sie können Hollywood etwas lehren.

 

 

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